TURBULENZEN! Brecht meets Charms

Texte von Daniil Charms und Bertolt Brecht
Live-Bühnenmusik von Mo et Moi

Städtebewohner am Rande des Nervenzusammenbruchs. Der Kellner Jakob Geherda und der Riese Herr Schmidt suchen Halt in einer Welt ohne Mitgefühl. Herr Semjonow sucht sein verlorenes Taschentuch und verliert seine Mütze.
Der (noch) unbekannte Augsburger Poet Bert Brecht begegnet dem genialen russischen Dichter Daniil Charms.

Ein Abend über die Turbulenzen des Alltags. Scheitern und Komik liegen eng beieinander, wie im wirklichen Leben.
Herzerwärmende Balladen des jungen Brecht und der absurde Wahnwitz des Sprachartisten Charms gehen dabei mit zeitgenössischen Berliner Club-Klangcollagen des Musiker-Duos Mo et Moi eine einzigartige Mischung ein.

„Ein Stück wie ein Fiebertraum

Sebastian Balint
Recklinghäuser Zeitung 4. Juni 2018

Sie treffen sich in einer Menschenschlange im Nirgendwo. „Ist das Amerika“, fragt der Russe Fenorow den Mann vor ihm. „Yes, America“, antwortet ihm der Mann mit französischem Akzent. Über der Bar leuchtet der Mond von Alabama. Oder ist es der von Wanne-Eickel? Und von der Showbühne nebenan kommt Live-Club-Musik.

Vier schräge Typen aus allen Himmelsrichtungen, die nichts miteinander zu tun haben wollen. Und sich doch immer wieder über den Weg laufen. Sie wechseln Namen und Identitäten. Und bleiben doch immer Gestrandete, tragikomische Gestalten in einer Welt ohne Mitgefühl. Aber sie geben nicht auf.

Der russische Dichter Daniil Charms (1905-1942), der Ende des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt wurde, widmete sich mit seinen Texten liebevoll und sarkastisch den Außenseitern am Rande der Gesellschaft: Ein früher Klassiker des absurden Humors, der auch einen Helge Schneider beeinflusst haben dürfte.

In die revueartige Szenenfolge von TURBULENZEN! eingeflochten sind auch Songs und Kurz-Szenen von Bertolt Brecht. Dieser schrieb zu Beginn seiner Autoren-Karriere in den 1920er Jahren verrückte Clownerien im Stil des von ihm verehrten Komikers Karl Valentin. Der junge Brecht war aber auch ein begnadeter Poet, der früh mit Liebesgedichten und Balladen für Furore sorgte.

So gehen die Gedichte, Lieder und Szenen von Daniil Charms und Bertolt Brecht in TURBULENZEN! eine einzigartige Mischung ein. Den Kick in’s Heute liefert bei TURBULENZEN! der Live-Sound des jungen Berliner Akustik-Elektro-Duos Mo et Moi. Mit tänzelnden Beats und verzerrten Geigenklängen bringen sie in Neuarrangements und Eigen-Kompositionen manch ehrwürdigen Ohrwurm zum Tanzen und sorgen mit ihren Klang-Collagen für Club-Atmosphäre.

Premiere: 2. Juni 2018, Atelierhaus Recklinghausen im Rahmen des FRiNGE Festivals der Ruhrfestspiele Recklinghausen

mit: Yusuf Demircan, Michael Georgi, Marie Jendrusch, Dimitrij Schewalje sowie Clara Thorbecke & Moritz Thorbecke

Regie: Johannes Thorbecke
Ausstattung: Regine Thorbecke
Musik: Mo et Moi
Licht: Holger Bäcker
Dramaturgische Beratung: Julia Molero Azara

Eine Produktion von Theater Gegendruck im Rahmen des FRiNGE Festivals der Ruhrfestspiele Recklinghausen